Zieh dich warm an, mein Kind, sonst wirst du krank! Wirklich?
Es gibt wohl keinen einzigen unter uns, der nicht durch diesen wohlgemeinten Rat durch seine Kindheit begleitet wurde. Den Glauben, dass Kälte krank macht, bekommen wir alle in die Wiege gelegt und geben ihn ungeprüft weiter. Kann man sich wirklich erkälten, wenn man sich bei niedrigen Temperaturen zu lange im Freien aufhält? Es wird höchste Zeit, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen!
Wie ist die Sichtweise der Mediziner?
Die Mediziner bewerten diese Fragestellung absolut eindeutig. Die Ursache für Erkältungskrankheiten sind Viren. Kälte allein kann keinen Schnupfen verursachen. Die Kälte kann jedoch die Wirkung eines Infekts unterstützen. Wenn das Immunsystem gegen einen Infekt ankämpft und in dieser Situation zusätzlich durch Kälte belastet wird, steigt die Gefahr einer Erkrankung. Wenn Du Dir die Frage stellst, warum gerade in den Wintermonaten Erkältungskrankheiten in gehäufter Form auftreten, so sind die Ursachen nicht in den Temperaturen der kühlen Jahreszeit zu suchen. Das Risiko sich mit einer Erkältungskrankheit zu infizieren, ist in den Wintermonaten wesentlich höher, weil die Menschen sich wesentlich häufiger in beheizten und schlecht durchlüfteten Räumen aufhalten. Dies beinhaltet eine doppelte Gefahr. Die Heizungsluft lässt die Nasenschleimhäute austrocknen. Dadurch werden diese durchlässiger für Keime. Zusätzlich ist in geschlossenen Räumen das Risiko, Krankheitserreger auf dem Weg der Tröpfcheninfektion aufzunehmen, wesentlich größer. Dies sollte jedoch nicht zu dem Schluss verleiten, die Kälte zu vermeiden. Vielmehr solltest Du in den kalten Monaten das Immunsystem stärken.
Kälteexpositionen zur Verbesserung des Immunsystems
Ein wirksames Mittel ist es, sich der Kälte tatsächlich auszusetzen und sich nicht nur vor ihr zu schützen. Diese Kälteexpositionen wirken sich positiv auf die psychische und die physische Gesundheit aus. Nicht ohne Grund erfreut sich das Eisschwimmen in Skandinavien, Russland und China einer außerordentlichen Beliebtheit. Hierzu sägen die Schwimmer ein Loch in das Eis und tauchen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt in das Wasser ein.
Kälteexpositionen haben einen positiven Effekt auf die Blutgefäße. Dies beruht darauf, dass diese gezwungen werden, sich zu verengen und wieder zu erweitern. Bei regelmäßigen Wiederholungen kannst Du hier einen Trainingseffekt erzielen und die Gefahr der Verengung von Blutgefäßen deutlich reduzieren.
Wenn man Menschen, die regelmäßig ein solches Kältetraining absolvieren, nach ihren Erfahrungen befragt, so erhält man vielfach zur Antwort, dass das Kälteempfinden in starkem Maße nachgelassen hat. Gleichzeitig setzt die Kälte neue Energie frei und wirkt sich auch positiv auf die Stimmung aus.
Die Auswirkungen eines regelmäßigen Kältetrainings sind sehr positiv. Wenn auch Du diesen Weg beschreiten möchtest, solltest Du allerdings darauf achten, das Training langsam zu steigern.
Durch kontinuierliche Steigerung kannst Du vermeiden, einen Kälteschaden zu erleiden, der Dir droht, wenn Du Dich untrainiert zu lange einer extremen Kälte aussetzt. Ein Kälteschaden kann dann auftreten, wenn die Kälteexposition dazu führt, dass die Körpertemperatur unter den Wert von 35 Grad fällt. Bei dieser Temperatur besteht die Gefahr, dass es zum Absterben von Gewebe kommt. Wenn Du regelmäßiges Kältetraining absolvierst, sinkt die Körpertemperatur nicht unter 37 Grad Celsius.
Womit ist dies zu begründen?
Bei Menschen, die sich regelmäßig der Kälte aussetzen, steigt die Stoffwechselrate um ein 300 Prozent. Dies bedeutet, dass eine körpereigene Heizung hochgefahren werden kann, die dreimal so leistungsfähig ist wie bei nicht trainierten Menschen.
Zusätzlich verfügen Menschen, die regelmäßig Kältetraining absolvieren, über eine große Menge braunen Fettgewebes.
Die Bedeutung von braunem Fettgewebe
Der menschliche Körper verfügt über zwei verschiedene Arten von Fettgewebe. Es gibt das weiße und das braune Fettgewebe. Die Hauptaufgabe des weißen Fettgewebes besteht im Abspeichern von Energie. Die hauptsächliche Aufgabe des braunen Fettgewebes besteht darin, den Körper warmzuhalten. Um diese Aufgabe zu erfüllen, werden hier Fettsäuren und Glukosen verbrannt. Ein nachhaltig durchgeführtes Kältetraining sorgt dafür, dass der Anteil des braunen Fettgewebes deutlich gesteigert wird. Interessant ist es, sich bei dieser Gelegenheit vor Augen zu führen, dass Babys über einen großen Anteil braunen Fettgewebes verfügen, dieser Anteil jedoch im weiteren Verlauf des Lebens immer weiter sinkt. Bei erwachsenen Menschen in den westlichen Ländern ist braunes Fettgewebe kaum noch vorhanden.
Durch Kälte kann es jedoch wieder aktiviert werden. Hierzu ist bereits eine Temperatur von 16 Grad Celsius ausreichend. Bei niedrigeren Temperaturen werden Fettsäuren aktiviert, die dafür sorgen, dass der Körper auf der richtigen Temperatur gehalten wird. Dies geschieht durch die Verbrennung von Energie, in zelleigenen „Kraftwerken“, die auch als Mitochondrien bezeichnet werden.
Durch eine Aktivierung des braunen Fettgewebes kann man auch erfolgreich gegen Übergewicht ankämpfen. Ein junger Erwachsener verfügt in der Regel über circa 50 Gramm braunen Fettes. Wenn es durch Kältetraining gelingt, dies dauerhaft zu aktivieren, können bis zu 16 Kilogramm weißen Fettgewebes im Verlauf eines Jahres verbrannt werden.
Welche Bedeutung hat der Hypothalamus?
Um die Funktion des menschlichen Organismus zu erhalten, ist es wichtig, eine Kerntemperatur von etwa 37 Grad zu halten. Um dies zu gewährleisten, befinden sich in der Haut und in anderen Organen Temperatursensoren. Es handelt sich hier um freie Nervenendigungen sensibler Nervenzellen. Diese liefern ihre Informationen an den Hypothalamus. Beim Hypothalamus handelt es sich um einen Bereich des Zwischenhirns, der neben vielen anderen Aufgaben für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich ist. Wenn hier die Information über eine Reduzierung der Körpertemperatur ankommt, werden Vorgänge im Körper in Gang gesetzt, die für eine erhöhte Energiebereitstellung, eine Erhöhung der Herzfrequenz und auf diesem Weg für eine Erhöhung der Körpertemperatur sorgen.
Fazit
Wenn man sich vor Augen führt, welche komplexen körperlichen Vorgänge in Gang gesetzt werden, wenn die Körpertemperatur sinkt, stellt man fest, dass dieser bestens darauf vorbereitet ist, mit einer abgekühlten Umgebung umzugehen. Die langfristig positiven Wirkungen, die das Kältetraining auf den menschlichen Organismus hat, belegen, dass es sogar sinnvoll ist, ihn mit Kälte zu konfrontieren und den Körper seine bestimmungsgemäßen Aufgaben erfüllen zu lassen. Deswegen solltest auch Du an die natürlichen körperlichen Fähigkeiten Deiner Kinder glauben. Das Immunsystem Deiner Kinder wird gestärkt und sie bleiben auf diese Weise gesünder!
Vermittle Deinen Kindern nicht den Glauben, dass sie durch Kälte krank werden.
Sie werden es nicht!